Michael Scharsig

So mischt die Generation Y das Arbeitsleben auf

Michael Scharsig
Michael Scharsig
veröffentlicht am 13.3.2016

Was wird nicht alles geschrieben über die Generation Y. Sie sei verzogen, hätte keine Lust zu arbeiten, würde viel zu hohe Ansprüche stellen und so weiter. Dabei lohnt sich ein differenzierter Blick auf die heutige Generation der 20 bis 35 Jährigen besonders für Unternehmen sehr! Der Nachwuchs von morgen ist nämlich schon längst eifrig dabei, die Arbeitswelt erheblich zu beeinflussen. Und das wird Auswirkungen auf das künftige Arbeitsleben haben, denen sich kein Unternehmen verschließen kann. Doch wie tickt diese Generation und wie schafft man es als Unternehmen, sie an sich zu binden? Wir wagen eine kleine Analyse.

Selbstbewusst und mit hohen Ansprüchen

Die jungen Absolventen, die aktuell und vor wenigen Jahren ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben, erobern gerade den Arbeitsmarkt. Was sie vorzuweisen haben? Eine sehr gute Ausbildung, Technikaffinität (Stichwort Digital Natives), einen Top-Lebenslauf mit diversen Stationen im Ausland sowie eine sehr gute soziale Vernetzung (Social Media sei Dank). Und genau aus diesen Gründen kann sich die Generation Y auch erlauben, voller Selbstbewusstsein hohe Ansprüche zu stellen und ehrgeizig einzufordern, was sich ihre Eltern oft im Traum nicht getraut hätten. Galt es früher sich hochzuarbeiten und sich nach harter Arbeit mit Statussymbolen wie einem schicken Wagen zu schmücken, so stehen Prestige und Status heute nicht mehr im Vordergrund. Der Beruf ist nur ein Teilaspekt des Lebens, der zum Menschen passen muss. Nicht der Job gibt den Ton an, sondern Familie, Freunde und Freizeit. Und was sich mit ihnen nicht vereinbaren lässt, wird auch nicht stillschweigend hingenommen. Karriere wird völlig neu interpretiert. Und jetzt bitte nicht falsch verstehen: Die Gen Y will natürlich arbeiten, sie will gutes Geld verdienen, aber die Selbstverwirklichung steht dabei an oberster Stelle. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Jobs alle paar Jahre gewechselt werden, denn hat man in einem Unternehmen alles für sich gelernt, dann zieht man weiter, um neue Erfahrungen zu sammeln. Stillstand ist für die Generation ein Graus und Karriere um jeden Preis ist keine Option mehr.

Flexibilität ist das Zauberwort

Balance zwischen Arbeit und Beruf, also die viel diskutierte Work-Life-Balance, ist eines DER entscheidenden Kriterien für die junge Generation neuer Angestellter zwischen 25 und 35 Jahren. Der Job muss zum eigenen Lebensentwurf passen und nicht umgekehrt. Wann die Arbeit gemacht wird, bestimmt die Gen Y selbst. Daher fordert sie Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, einen Firmenlaptop und gleichsam Elternzeit für Mütter UND Väter, ohne dass sie dabei komisch angeschaut wird. Wer morgens erstmal eine Runde joggen muss, der will auch mal später kommen dürfen. Das bedeutet aber nicht, dass die Gen Y nicht leistungsbereit wäre. Sie weiß genau, wann und wie sie am besten funktioniert und kann ihre Energie gezielt dem Unternehmen geben, wenn denn alles zum Rest des Alltags passt.

Keine Anerkennung? Und tschüß!

Wer gute Mitarbeiter der Generation Y langfristig an sich binden will, der sollte sich nicht davor scheuen, öfter mal ein Lob zu verteilen und wahre Wertschätzung zu kommunizieren. Wer mit Facebook aufgewachsen ist, der liebt es nämlich, Feedback zu geben. Hier ein Like, da ein Share, dort ein Kommentar. Genauso wird im Job erwartet, dass man Feedback bekommt und gut behandelt wird. Bleibt das aus, setzt schnell Frust ein und man schaut sich nach was anderem um. Kommunikation funktioniert auch nicht mehr auf nur einem Weg und auch mit autoritären Chefs kommt die Gen Y nicht gut klar. Eine Begegnung auf Augenhöhe ist es, was sie erwartet. Auch aufrichtige Sympathie ist ein entscheidender Faktor, denn die Arbeit will nicht als Pflicht empfunden werden. Arbeitszeit ist schließlich Lebenszeit und die will die Generation Y nicht in einem Umfeld verbringen, welches nicht harmonisch ist.  Ob also entscheidende Aspekte fehlen, wird in der Regel nach kürzester Zeit analysiert. Passt zu vieles nicht, so schiebt man dem Chef schnell seine Kündigung über den Tisch und probiert sein Glück eben woanders. Dies wird auch nicht als Versagen gewertet, sondern - ganz im Gegenteil - als wichtige Erfahrung, die den eigenen Horizont weitet.

Wie man sie an sein Unternehmen binden kann

Die Tatsachen, dass jemand Chef ist, reicht der Gen Y nicht, nur wer fachlich was drauf hat, wird von der Generation Y respektiert und nur wer richtig zu motivieren weiß, gewinnt die Loyalität der Mitarbeiter. Es ist nicht mehr der Arbeitgeber, der Macht ausübt und das Arbeitsleben diktiert, sondern der gut ausgebildete Vertreter der Gen Y, der mutig fragt: “Warum sollte ich bei Ihnen anfangen? Was macht Ihr Unternehmen eigentlich besonders?” Die Gen Y stellt aktuelle knapp 30 % der erwerbstätigen Bevölkerung in Deutschland dar und sie krempelt die Arbeitswelt momentan komplett um. Alte Muster, die seit Jahrzehnten Bestand hatten und selten hinterfragt wurden, brechen die Neuen innerhalb kürzester Zeit auf. Wer als Unternehmen jetzt nicht umdenkt und sich auf die Bedürfnisse einstellt, der wird es schwer haben, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen.

Nur wer sich attraktiv, modern, jung und innovativ präsentiert, der kann top ausgebildete Leute für sich gewinnen und an sich binden. Dabei gilt es vor allem authentisch und transparent zu sein. Wer sich online nicht perfekt präsentiert, der existiert für die Generation Y quasi gar nicht. Jobsuchende informieren sich im Netz nämlich ganz genau, wie denn das Unternehmen ist und was es zu bieten hat. Zahlreiche Bewertungsportale helfen dabei. Auch das Anbieten von diversen Benefits wie eben Homeoffice, flexiblen Arbeitszeiten, Teamevents oder einem neuen Macbook statt einem Firmenwagen, erhöht die Chance, von der Generation Y als gutes Unternehmen wahrgenommen zu werden, dem der Mitarbeiter als Mensch und nicht einzig als Arbeitskraft wichtig ist.

Ansonsten liegt die Loyalität der Generation Y bei ihrer Familie und Freunden und nicht wie noch vor 20 Jahren bei einem Unternehmen. Wem das schon die Haare rauft, der sollte mal kurz überlegen, dass das Alphabet nicht bei Y endet. Was kommt also danach? Ganz genau, die Generation Z! Und was die so anstellen wird, das wird nochmal eine ganz andere Geschichte.

Michael Scharsig
Über den/die Autor*in

Michael Scharsig

Mein Name ist Michael, ich habe früher für jobvalley gearbeitet und Artikel für das Jobmensa Magazin verfasst. 2013 habe ich mein JPR-Studium (Journalismus/Public Relations) abgeschlossen. Parallel dazu war ich rund zwei Jahre als Online-Fußballredakteur in NRW unterwegs und bin anschließend für drei Monate nach London gegangen. Dort lernte ich dann Marketing und Instagram näher kennen. In meiner letzten Station hatte ich als PR-Volontär mit Social Media und Blogger Relations zu tun. Privat bin ich außerdem Filmblogger und habe 2014 eine Rock-am-Ring-Facebook-Seite betreut, die sich dafür einsetzte, dass Festival in meine Heimat zu holen. Hat nicht geklappt, aber Spaß hat's gemacht.

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