Laura Vella

Für Studentinnen ist Equal Pay Day „schon“ im Januar

Laura Vella
Laura Vella
veröffentlicht am 22.6.2018

Zwar moderat, aber: Ein Lohngefälle zwischen Männern und Frauen verzeichnet auch der studentische Jobmarkt. Einer Analyse unserer Studienreihe „Fachkraft 2030“ zufolge beläuft sich der studentische Gender Pay Gap aktuell und bundesweit auf einen männlichen Lohnvorteil von 5,1 Prozent. Regional tanzen dabei vor allem Rheinland-Pfalz und Bremen aus der Reihe. An der Erhebung von Studitemps in Zusammenarbeit mit der Maastricht University hatten im September 2017 rund 18.000 Personen aus ganz Deutschland teilgenommen.

Juni 2018: Der Gender Pay Gap gehört seit Jahren zu den heiß diskutierten Wirtschaftsthemen in Deutschland. Denn noch immer ist der Lohnnachteil beachtlich, den Frauen hierzulande gegenüber Männern haben. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der (unbereinigte) Unterschied 2017 am regulären Arbeitsmarkt bei 21 Prozent.

Zur Veranschaulichung wird an dieser Stelle gerne der Equal Pay Day herangezogen. Gemeint ist damit jenes Datum, bis zu dem Frauen sozusagen „umsonst“ arbeiten müssten, um den Rest des Jahres Lohngleichheit mit Männern zu erzielen. 2017 fiel dieser Equal Pay Day auf den 18. März, gut und gerne zehn Arbeitswochen nach Jahresbeginn also – für Betroffene ein echtes Ärgernis.

Zum Vergleich der studentische Jobmarkt: Mit bundesweit 5,1 Prozent fällt hier der Unterschied deutlich geringer aus, resultierend aus im Durchschnitt 10,82 Euro Stundenlohn auf männlicher und 10,30 Euro auf weiblicher Seite. Oder anders ausgedrückt: studentischer Equal Pay Day ist in Deutschland schon am 19. Januar; und damit rund zwei Monate vor dem regulären Arbeitsmarkt.

Lohnender Blick auf regionale Unterschiede

Erstaunlich bei der Analyse sind gerade die Unterschiede je Bundesland, hier kommt es – im Positiven wie im Negativen – zu deutlichen Abweichungen vom Bundesdurchschnitt. Die aus weiblicher Sicht besten Nachrichten haben dabei Rheinland-Pfalz, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern zu bieten. Weniger erfreulich sind die Zahlen hingegen in Sachsen-Anhalt, Bayern und insbesondere Bremen.
Abbildung 1: Lohnunterschiede nach Geschlecht und Lohnvorteil männlicher Studierender je Bundesland (Gender Pay Gap)

Gender Pay Gap Tabelle nach Bundesland

Beginnen wir mit dem Positiven, denn davon gibt es reichlich: Zunächst einmal verdienen männliche und weibliche Studierende in Deutschland nicht nur flächendeckend, sondern auch in den Regionen in der Regel deutlich über Mindestlohn. Den gesetzlich vorgeschriebenen Satz von 8,84 Euro pro Stunde übertreffen Studierende im Durchschnitt selbst dort, wo tendenziell wenig gezahlt wird.

So steht aktuell das bundesweite Minimum mit 9,35 Euro pro Stunde für weibliche Studierende in Sachsen-Anhalt zu Buche. Ein Wert, der immerhin noch annähernd 6 Prozent über Mindestlohn ist. Im Regelfall liegt die studentische Bezahlung für beide Geschlechter bei deutlich über 10 Euro (s. Darstellung oben).

Studentenjobs: In 15 von 16 Bundesländern verdienen Männer mehr als Frauen

Ja, der Gender Pay Gap existiert auch im studentischen Jobkontext, und in 15 von 16 Bundesländern sind es männliche Studierende, die beim Gehalt im Vorteil sind. Einzige Ausnahme bildet hier Rheinland-Pfalz, wo im Zuge der vorliegenden Erhebung ein leichter Verdienstvorteil zugunsten weiblicher Jobber gemessen werden konnte. Auch in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern bleibt der studentische Gender Pay Gap unterhalb der 2-Prozent-Marke – und damit sehr moderat.

Nun zum Negativen: Der überdurchschnittliche Gender Pay Gap fängt auf Länderebene ab Platz 9 an, den mit einem Verdienstunterschied von 5,4 Prozent zugunsten männlicher Studierender Berlin innehat. Die 7-Prozent-Marke wird ab Platz 12 (Hessen) überschritten. Bundesweit am schlechtesten stehen weibliche Studierende schließlich in Sachsen-Anhalt und Bayern da (beide 7,6 %), übertroffen nur noch von Bremen, das mit einem Gender Pay Gap von 9,3 Prozent als nachgerade abgeschlagen bezeichnet werden kann.

Equal Pay Day wäre für Studierende in Bremen damit der 3. Februar, also einen Monat nach den Regionen mit den geringsten geschlechtlichen Gehaltsunterschieden in Deutschland. Nachfolgend eine regionalisierte Darstellung zum studentischen Equal Pay Day.

Abbildung 2: Studentischer Equal Pay Day 2017 in den Bundesländern

Equal Pay Day nach Bundesländern

Gehaltsunterschiede nach studentischen Tätigkeitsfeldern

Außerdem wurde untersucht, wie der studentische Gender Pay Gap hinsichtlich unterschiedlicher Tätigkeitsfelder gelagert ist. Das Ergebnis: Der Lohnvorteil männlicher Studierender fällt in Bürojobs und dem Feld „Gastronomie / Events“ mit 5,3 Prozent am größten aus. „IT / Software“ und „Marketing / Marktforschung“ folgen mit jeweils 4,7 Prozent. Dagegen ist der Lohnunterschied mit 1 Prozent im Tätigkeitsbereich „Logistik / Produktion“ am schwächsten ausgeprägt.

Abbildung 3: Lohnunterschiede nach Geschlecht und Lohnvorteil männlicher Studierender je Tätigkeitsbereich (Gender Pay Gap)

Tabelle Lohnvorteil Männer nach Branche

Mehrheit der Studierenden geht von ausgeglichenem Lohnverhältnis aus

Abseits der Lohnrealität wurde auch gefragt, wie die Hochschülerinnen und Hochschüler die Bezahlung beider Geschlechter bei identischer Tätigkeit subjektiv einschätzen. Konkret: „Glauben Sie, dass bei Ihrem Arbeitgeber weibliche studentische Mitarbeiter anders verdienen als männliche?“

Hier gehen fast 91 Prozent der Befragten davon aus, dass beim aktuellen Arbeitgeber geschlechtliche Gehaltsunterschiede keine Rolle spielen. Dagegen betrachten 7 Prozent der Befragten einen Lohnvorteil auf männlicher Seite als sehr wahrscheinlich (weiblich: 8,7 %; männlich: 4,4 %), gut 2 Prozent vermuten einen Lohnvorteil weiblicher Studierender (weiblich: 1,3 %; männlich: 3,8 %).

Abbildung 4: Einschätzung Lohnverhältnis – Alle Studierenden und nach Geschlecht

Studentische Pay Gap Kreisdiagramme

Studitemps-Fazit

Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind auch am studentischen Jobmarkt Realität. Im Vergleich zur Situation nach dem Studium sind diese jedoch deutlich moderater, wohl am besten ausgedrückt durch den so genannten Equal Pay Day.

Im Vergleich besagt dieser Folgendes: Während Frauen am regulären Arbeitsmarkt durchschnittlich bis weit in den März hinein „umsonst“ arbeiten müssten, um fortan Lohngleichheit zu erfahren, erreichen jobbende Studentinnen diese Schwelle bereits im Januar. Immerhin.

An den Enden finden sich dabei aus studentischer Sicht Bremen und Rheinland-Pfalz. Bremen, weil es männlichen Studierenden mit 9,3 Prozent gegenüber weiblichen den größten Verdienstunterschied beschert – jedenfalls momentan. Und Rheinland-Pfalz, weil hier nicht nur der Gender Pay Gap am geringsten ist (0,7 %), sondern tatsächlich zugunsten weiblicher Studierender ausfällt.

Kurzum: Der studentische Jobmarkt wartet nur (noch) in einigen Regionen Deutschlands mit größeren Lohndifferenzen zwischen Männern und Frauen auf. Und da der Weg ja bekanntlich ein Teil des Ziels ist, bleiben wir mit unserer Studienreihe „Fachkraft 2030“ einfach an dem Thema dran. Wir sind gespannt, ob und wann Frauen am studentischen Jobmarkt Lohngleichheit erreichen.

Die hier aufgeführten Zahlen beruhen auf der Befragung von rund 18.000 Studierenden, die an der 12. bundesweiten Erhebung zur Studienreihe „Fachkraft 2030“ (vormals „Fachkraft 2020“) teilgenommen haben. Die Befragungen werden seit 2012 zweimal pro Jahr in wissenschaftlicher Kooperation zwischen Studitemps, Constata und dem Department of Labour Economics der Maastricht University durchgeführt.

Laura Vella
Über den/die Autor*in

Laura Vella

Mein Name ist Laura, ich habe früher für jobvalley gearbeitet und Artikel für das Jobmensa Magazin verfasst. Als Studentin der Medienkulturwissenschaften an der Uni zu Köln hatte ich zu meinem Studienfachwechsel, vielfältigen Reisen und mehr oder weniger interessanten Studijobs einige Geschichten zu erzählen. Es war mir immer eine Freude, sie hier zu teilen und euch wertvolle Tipps rund ums Thema Studieren zu geben!

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