Julia Menke

Angehende Fachkräfte zieht es weg aus Deutschland

Julia Menke
Julia Menke
veröffentlicht am 14.3.2024

Der Fachkräftemangel in Deutschland, gerade in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) und dem Gesundheitsbereich, hält seit Jahren an und verschärft sich sogar zunehmend. Laut IHK Bericht „kann jeder zweite Betrieb hierzulande offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen”. Neben Gründen wie dem demografischen Wandel verstärkt ein weiterer Faktor diese Entwicklung: angehende Fachkräfte in Deutschland sehen ihre berufliche Chancen besser im Ausland, ein nicht unerheblicher Teil hat konkrete Pläne zur Abwanderung.

Dies geht aus der neuesten Studie der Fachkraft 2030 Studienreihe (2012 eingeführt – bis heute mehr als 420.000 Teilnehmer*innen) hervor. Durchgeführt wurde die neueste Befragung im Zeitraum Oktober/November 2023, teilgenommen haben insgesamt 12.343 Studierende aus ganz Deutschland.

Studentische Angaben zur beruflichen (Bleibe-) Perspektive in Deutschland

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen eine ernsthafte Herausforderung für den deutschen Arbeitsmarkt. Besonders viele Studierende in Informatik, Naturwissenschaften und Gesundheitsbereichen sehen zunehmend bessere berufliche Chancen im Ausland. Das verschärft den Fachkräftemangel und bedroht den Wirtschaftsstandort Deutschland.”, sagt Clemens Weitz (jobvalley CEO) und ergänzt: „Es wird viel darüber diskutiert, wie man qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland hierher holen kann – das ist wichtig und richtig. Wir müssen gleichzeitig unsere eigenen Fachkräfte im Land halten, und bessere Perspektiven schaffen.

Wir sehen Erfolge bei Unternehmen, die frühzeitig ansetzen, um bereits Studierenden klare berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Wir empfehlen Unternehmen, Studierende bereits während ihres Studiums zu fördern und Perspektivgespräche anzubieten, um langfristige Erfolge in der Fachkräftesicherung zu erzielen. Unternehmen tun sich oft schwer damit, Berührungspunkte mit jungen Talenten zu finden. Bei jobvalley bieten wir genau das an, indem wir Studierende und Unternehmen erfolgreich miteinander verbinden", so Weitz.

Studentisches Meinungsbild zur wirtschaftlichen Situation und Zukunft Deutschlands

Blick auf wirtschaftliche Situation und Entwicklung in Deutschland pessimistisch

Nicht nur der individuelle Blick der Studierenden auf Karriereperspektiven in Deutschland ist pessimistisch, auch ihr allgemeines Meinungsbild auf die wirtschaftliche Lage und Zukunft in Deutschland ist wenig optimistisch.

Interessant ist hier die Betrachtung nach Geschlecht. Wo männliche Befragte die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland zu anteilig 32 Prozent „(eher) gut“ und – quasi paritätisch – zu rund 32 Prozent „(eher) schlecht“ bewerten, gaben lediglich 23,9 Prozent der weiblichen Befragten an, Deutschlands Wirtschaft derzeit auf Kurs zu sehen, also „(eher) gut“, während 35,3 Prozent diesem Urteil mit „(eher) schlecht“ widersprachen.

Zudem fällt auf, dass beim Blick auf die wirtschaftliche Zukunft die Erwartungen zwischen den Geschlechtern noch weiter auseinandergehen. So sehen fast 42 Prozent der männlichen Befragten Deutschland auf dem Weg in eine „(eher) gute“ wirtschaftliche Zukunft. Dem widersprachen aus derselben Geschlechtergruppe lediglich rund 32 Prozent.

Fast diametral entgegengesetzt ist das Bild auf Seite der weiblichen Befragten, von denen 26,8 Prozent die Wirtschaft der Bundesrepublik längerfristig auf „(eher) gutem“ Kurs sehen. Demgegenüber beurteilten fast 40 Prozent der Studentinnen die ökonomischen Zukunftsaussichten in Deutschland als „(eher) schlecht“.

Nochmals gesteigerte Auswanderungspläne bei Studierenden mit Migrationshintergrund

Noch eindeutiger fällt das Urteil bei der Befragtengruppe aus, die angab, einen Migrationshintergrund zu haben und in Deutschland zur Schule gegangen zu sein. Hier lag die Quote derer, die Deutschland aktuell eine „(eher) gute“ wirtschaftliche Situation attestieren, bei lediglich 17,3 Prozent, während in Summe 45,2 Prozent der gegenteiligen Ansicht sind. Eine größere Abweichung zwischen Positiv- und Negativbeurteilung konnte mit Blick auf die ökonomische Situation in Deutschland bei keiner anderen Variable gemessen werden.

Fast folgerichtig setzt sich der Pessimismus dieser Gruppe auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Zukunft der Bundesrepublik fort. Hier waren 21,2 Prozent der Meinung, dass sich die Lage „(eher) gut“ entwickeln werde. 50,7 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt.

Studentisches Meinungsbild zur wirtschaftlichen Situation und Zukunft Deutschlands

„Studierende mit Migrationshintergrund sind ein Gewinn für Deutschland, sowohl für unsere gesellschaftliche Vielfalt als auch für die Volkswirtschaft. Es ist daher besonders alarmierend, dass wir Gefahr laufen, jeden fünften bis sechsten Studierenden mit Migrationshintergrund zu verlieren – obwohl die Betroffenen sowohl Schule als auch Studium in der Bundesrepublik absolviert haben. Das verschärft den bereits bestehenden Fachkräftemangel und bedroht die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Diese beunruhigende Entwicklung ist sicherlich auch auf das vergiftete politische Klima aus dem rechten Lager in Deutschland zurückzuführen. Wir sehen: Fremdenfeindliche, rechtsextreme Parolen, und Abschiebe-Fantasien gegenüber deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund sind nicht nur moralisch widerwärtig, sondern bedrohen auch konkret Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland”, warnt Clemens Weitz .

Julia Menke
Über den/die Autor*in

Julia Menke

Meine Leidenschaft sind Bücher, deshalb studierte ich Literatur, Kultur und Medien mit dem Begleitfach Sprache und Kommunikation an der Uni Siegen. Nach meinem Volontariat im PR- und Marketingbereich und einigen Jahren in einer Agentur in Köln, bin ich ins Marketingteam zu jobvalley gekommen. Hier bin ich als Teamlead Content & PR tätig. Nebst dem Strategischen liebe ich es jedoch nach wie vor zu schreiben!

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