Michael Scharsig

Gut aufgestellt: Konsumgüterindustrie punktet bei Akademikern als berufliche Zielbranche

Michael Scharsig
Michael Scharsig
veröffentlicht am 22.10.2015

Mit Blick auf die beruflichen Zielbranchen der Studierenden in Deutschland belegt die Konsumgüterindustrie in einem aktuellen Ranking der Studienreihe „Fachkraft 2020“ den 6. Platz (von 24) – für die kommenden Jahre eine insgesamt gute Ausgangsposition. Dennoch zeigt sich: Die Sorge vor post-gradueller Arbeitslosigkeit treibt überdurchschnittlich viele Brancheninteressenten um. Woran liegt das? Unsere Detailanalyse klärt auf.

5,1 Prozent der rund 20.000 befragten Studierenden wollen nach ihrem Abschluss in der Konsumgüterbranche arbeiten: Ein Ergebnis, das dem Metier im Ranking der Studienreihe „Fachkraft 2020“ den 6. Platz von insgesamt 24 analysierten Branchen sichert. Damit ist die Konsumgüterindustrie zwar deutlich weniger attraktiv als Spitzenreiter Medien- und Verlagswesen (17,1 %) oder die zweitplatzierte Automobilindustrie (11,9 %). Dennoch dürfte das Ergebnis in den Führungsetagen des Metiers als sehr zufriedenstellend angesehen werden.

Denn das Gesamtranking zeigt auch, dass andere arrivierte Branchen wie das Versicherungswesen oder die Telekommunikationsbranche im Bereich akademischer Stellenprofile weitaus mehr Probleme bekommen dürften (s.u.). Wenig überraschend ist zudem, dass sich vor allem Studierende der Wirtschaftswissenschaften für eine berufliche Zukunft in der Konsumgüterindustrie interessieren.

Dabei fällt auf, dass vergleichsweise viele Absolventen (14 %) bereits nach dem Bachelor-Abschluss in die Branche einsteigen wollen und somit – ganz im Sinne der bildungspolitischen Steuerungsmaßnahmen der letzten Jahre – relativ kurze Ausbildungszeiten anvisieren. Mit der Studienreihe „Fachkraft 2020“ erforscht Studitemps halbjährlich und in wissenschaftlicher Kooperation mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University die Lebenswelt der Studierenden. Darunter auch Fragen zur beruflichen Zukunftsplanung.

Die Top-5-Arbeitgeber in der Konsumgüterbranche – Sportartikelhersteller ganz weit vorne

Mit Adidas belegt ein deutsches Unternehmen Platz 1 der Liste der Top-Arbeitgeber in der Konsumgüterbranche – wenn auch mit recht knappem Vorsprung. So gaben 12,1 Prozent aller Brancheninteressenten an, später bei dem Sportartikelhersteller einsteigen zu wollen. Mit dem US-amerikanischen Konzern Nike (9,6 %) geht auch Rang 2 an einen Sportartikelhersteller. Dahinter folgen in geringem Abstand L'Orèal (8,6 %) und Unilever (7,7 %). Mit 7,4 Prozent landet Coca-Cola auf dem fünften Platz. Über die Platzierungen aller weiteren Unternehmen, die im Rahmen der Befragung erfasst wurden, informiert die nachfolgende Darstellung.

Beliebteste Arbeitgeber im Konsumgüterbereich

Beliebteste Arbeitgeber in der Konsumgüterindustrie

Hohe Zustimmungswerte – aber die Angst vor Arbeitslosigkeit trübt

Die befragten Studentinnen und Studenten erwarten – falls es mit der Karriere in der Konsumgüterbranche klappt – ein durchschnittlich hohes Einstiegsgehalt. Mit 40.574 Euro brutto pro Jahr liegt das Metier knapp 14 Prozent unterhalb der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche, wo mit 46.859 Euro die insgesamt höchsten Einstiegsgehälter gewünscht werden. Die antizipierte Jobzufriedenheit liegt bei Interessenten der Konsumgüterbranche ebenso im mittleren Bereich (7,18 von maximal 10 Punkten) wie der Grad an vorberuflicher Branchenerfahrung durch beispielsweise fachbezogene Nebenjobs im Studium (22 %).

Was bleibt, ist die Sorge, nicht unmittelbar nach dem Abschluss in der Konsumgüterindustrie Fuß fassen zu können. Sie ist mit 32 Prozent (Anteil aller Brancheninteressenten) relativ stark ausgeprägt (lediglich Platz 19 von 24 im Ranking). Zum Vergleich: Im diesbezüglich erstplatzierten Maschinen- und Anlagenbau teilen diese Sorge lediglich 21 Prozent der Befragten.

Detailanalyse der beliebtesten Arbeitgeber im Konsumgüterbereich

Detailanalyse der beliebtesten Arbeitgeber im Konsumgüterbereich

Innerhalb der Top-5-Arbeitgeber fällt auf, dass die Gehaltsspanne beträchtlich ist. Während Einsteiger beim beliebtesten Arbeitgeber Adidas im Durchschnitt „lediglich“ 37.671 Euro brutto pro Jahr fordern würden, sind es bei Unilever stattliche 46.740 Euro – eine Differenz von fast 20 Prozent. Zudem ist festzuhalten, dass Nike und L'Oréal bei Bachelor-Absolventen besonders hoch im Kurs stehen (18 % bzw. 16 %), wohingegen Coca-Cola bei dieser jüngsten aller Absolventen-Gruppen mit einem Zuspruch von 5 Prozent deutlich abfällt.

Besonders verträglich und ansonsten „ganz normal“

Viele Stellen in der Konsumgüterbranche erfordern intensiven Kundenkontakt. Vielleicht liegt es daran, dass die Studierenden, die in diesen Bereich streben, sich selbst einen besonders verträglichen Umgang mit anderen attestieren. Im Hinblick auf die anderen analysierten Persönlichkeitsmerkmale lassen sich keine ausgeprägten Besonderheiten ausmachen. Dies betrifft (1) Gewissenhaftigkeit, (2) Extraversion, (3) emotionale Stabilität und (4) Offenheit der Befragten.

Fazit von Studitemps:

Man könnte sagen: Es läuft. Die Konsumgüterbranche zieht die Studierenden von heute durchaus an. Sie verspricht zwar keine Höhenflüge, lockt jedoch mit attraktiven und starken Marken. Im Gegenzug werden von Seiten angehender Absolventen moderate Einstiegslöhne verlangt, auch das dürfte in den Chefetagen Gefallen finden.

Einzig die recht unsicher scheinenden Jobaussichten beim Berufseinstieg trüben das Bild. Und durch unsere Forschung im Rahmen der Studienreihe „Fachkraft 2020“ wissen wir hinlänglich, wie überragend wichtig jungen Menschen heute Jobsicherheit ist.

Daher: Damit sich dieser Punkt nicht doch noch zum großen Argument gegen die Konsumgüterindustrie auswächst, sei der Branche an dieser Stelle geraten, das Thema aktiv in die Hand zu nehmen. Denn: Vertrauen und Wahlsicherheit sind vermittelbar – im Arbeitsumfeld idealerweise durch die Bereitstellung ausreichend perspektivreicher und „Spaß machender“ Studentenjobs. Früher Vogel fängt den Wurm!

Michael Scharsig
Über den/die Autor*in

Michael Scharsig

Mein Name ist Michael, ich habe früher für jobvalley gearbeitet und Artikel für das Jobmensa Magazin verfasst. 2013 habe ich mein JPR-Studium (Journalismus/Public Relations) abgeschlossen. Parallel dazu war ich rund zwei Jahre als Online-Fußballredakteur in NRW unterwegs und bin anschließend für drei Monate nach London gegangen. Dort lernte ich dann Marketing und Instagram näher kennen. In meiner letzten Station hatte ich als PR-Volontär mit Social Media und Blogger Relations zu tun. Privat bin ich außerdem Filmblogger und habe 2014 eine Rock-am-Ring-Facebook-Seite betreut, die sich dafür einsetzte, dass Festival in meine Heimat zu holen. Hat nicht geklappt, aber Spaß hat's gemacht.

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