Michael Scharsig

Chemiebranche? Verhaltenes berufliches Interesse bei Absolventen

Michael Scharsig
Michael Scharsig
veröffentlicht am 2.11.2015

Der Chemiebereich ist als drittgrößte Industriebranche Deutschlands ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dominiert wird er in der Wahrnehmung der Studenten erwartungsgemäß von zwei potenziellen Arbeitgebern – BASF und Bayer AG. Das studentische Gesamtinteresse am Chemiebereich fällt jedoch verhalten aus, wie Platz 16 im „Fachkraft 2020“-Ranking der beruflichen Zielbranchen in Deutschland beweist. Ein Weckruf zur richtigen Zeit?

Etwa 3 Prozent der 20.000 Studenten, die im März dieses Jahres im Rahmen der Studienreihe „Fachkraft 2020“ befragt wurden, gaben als berufliche Zielbranche den Chemie-Bereich an. Damit belegt die Branche (lediglich) Platz 16 im Ranking der 24 analysierten Wirtschaftsbereiche – deutlich hinter dem erstplatzierten Medien- und Verlagswesen (17,1 %), aber auch mit Sicherheitsabstand zu Platz 24, der Telekommunikationsbranche, die einen studentischen Zuspruch von gerade einmal 0,7 Prozent erzielte.

Darüber hinaus fällt mit Blick auf den Chemiebereich auch der Optimismus der brancheninteressierten Studentinnen und Studenten verhalten aus: Zwar erwarten eben jene 3 Prozent der Befragten ein überdurchschnittliches Einstiegsgehalt, doch die beruflichen Rahmenbedingungen werden als eher mittelmäßig eingeschätzt. Die deutschlandweiten Befragungen zur Studienreihe „Fachkraft 2020“ werden halbjährlich in wissenschaftlicher Kooperation zwischen Studitemps und dem Department of Labour Economics der Maastricht University durchgeführt.

Im Grunde ein Fall für 2 – Die Top-5-Arbeitgeber in der Chemiebranche

An BASF und der Bayer AG kommt man in der Chemiebranche beruflich nicht vorbei. So jedenfalls sehen es die befragten Studenten. Mit einem Zuspruch von 29,7 Prozent liegt BASF an der Spitze des Rankings der Wunsch-Arbeitgeber im Chemie-Bereich, gefolgt von der Bayer AG mit 23,9 Prozent. Im Vergleich zu diesen (branchenübergreifend außergewöhnlich) hohen Werten vermögen 9,4 Prozent bei Evonik Industries und 8,9 Prozent bei Henkel eine deutlich eingeschränktere Attraktivität zu vermitteln. Auf Platz 5 landet Wacker Chemie (5,4 %). Alle übrigen Platzierungen können der nachfolgenden Darstellung entnommen werden.

Tabelle: Beliebteste Arbeitgeber im Chemiebereich

Beliebteste Arbeitgeber im Chemiebereich

Viel Kohle in der Chemiebranche

Mit 44.519 Euro ist das erwartete Einstiegsgehalt im Bereich Chemie überdurchschnittlich hoch, lediglich 5 Prozent unterhalb des Spitzenwertes im Ranking (Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung  mit 46.859 €). Der geringe Bachelor-Anteil bei den zukünftigen Bewerbern (6 %) verwundert da nicht, die hohe Spezialisierung der Chemiebranche verlangt eine entsprechend umfassende akademische Ausbildung – mit folglich höheren Gehaltserwartungen. Im Hinblick auf die antizipierte Zufriedenheit im Job erreicht das Metier im Branchenvergleich jedoch nur mittlere Werte (7,26 von möglichen 10 Punkten). Genauso verhält es sich bei der Sorge vor anfänglicher Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss, die etwa 29 Prozent der Brancheninteressenten bei sich erkennen.

In der Detailanalyse der Top-Arbeitgeber bestätigen sich diese Ergebnisse weitestgehend: Hohes Gehalt bei geringem Bachelor-Anteil. Letzterer beträgt bei BASF sogar nur 3 Prozent – ein extrem niedriger Wert. Die Bayer AG kann sich bei genauerem Hinsehen jedoch in einem Punkt positiv absetzen. Studierende, die nach ihrem Abschluss dort arbeiten wollen, gehen davon aus, dass sie besonders zufrieden sein werden. BASF schafft hier einen eher durchschnittlichen Wert.

Persönlichkeitsmerkmale Chemiebranche

Es muss nicht immer Teamarbeit sein

Insgesamt sind Aspiranten der Chemiebranche in Bezug auf ihre Persönlichkeit wenig auffällig. Nur das Persönlichkeitsmerkmal „Verträglichkeit“ ist bei ihnen verhältnismäßig schwach ausgeprägt. Sie arbeiten dem Klischee gemäß also durchaus gerne mal allein. In puncto Offenheit ist ihr Wert ebenfalls leicht unterdurchschnittlich.

Schnellcheck Chemiebranche

Fazit von Studitemps:

Die Experten sind sich einig: Derzeit besteht noch kein alarmierender Fachkräftemangel in der Chemiebranche. Jedoch zeichnet sich für die nächsten Jahre eine drastische Trendwende ab. Bis 2020 werden schätzungsweise 15.000 bis 25.000 Fachstellen unbesetzt bleiben, weshalb die Branche dringend dazu aufgerufen wird, Weichen zu stellen. Platz 16 im Branchenranking der Studienreihe „Fachkraft 2020“ verdeutlicht dies.

Was man tun kann, um diesem Trend entgegenzuwirken? Als eine Stellschraube bietet sich der Ausbau des Angebotes an Studentenjobs mit klar erkennbarem Branchen- und Fachbezug an. Hier herrscht durchaus Nachholbedarf, schließlich können lediglich 22 Prozent der Studenten mit beruflichem Interesse an der Chemiebranche von sich behaupten, über einen Semesterjob bereits Einblicke in das Metier gewonnen zu haben.

Michael Scharsig
Über den/die Autor*in

Michael Scharsig

Mein Name ist Michael, ich habe früher für jobvalley gearbeitet und Artikel für das Jobmensa Magazin verfasst. 2013 habe ich mein JPR-Studium (Journalismus/Public Relations) abgeschlossen. Parallel dazu war ich rund zwei Jahre als Online-Fußballredakteur in NRW unterwegs und bin anschließend für drei Monate nach London gegangen. Dort lernte ich dann Marketing und Instagram näher kennen. In meiner letzten Station hatte ich als PR-Volontär mit Social Media und Blogger Relations zu tun. Privat bin ich außerdem Filmblogger und habe 2014 eine Rock-am-Ring-Facebook-Seite betreut, die sich dafür einsetzte, dass Festival in meine Heimat zu holen. Hat nicht geklappt, aber Spaß hat's gemacht.

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