Michael Scharsig

Beruf im Messewesen? Lieber nicht, sagen angehende Absolventen

Michael Scharsig
Michael Scharsig
veröffentlicht am 3.9.2015

Die Artikelserie „Studentische Zielbranchen“ untersucht auf Basis aktueller Daten zur Studienreihe „Fachkraft 2020“ die Branchenpräferenzen der Studierenden in Deutschland. Diese scheinen mehrheitlich ein genaues Bild davon zu haben, in welchen Bereichen sich der Berufseinstieg lohnen könnte. Soviel vorab: Das Messewesen übt hierzulande nur wenig Anziehungskraft auf Studierende aus. Aber droht der Branche damit automatisch ein Nachwuchsproblem?

Die vorliegenden Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Lediglich 1 Prozent der 20.000 befragten Studierenden gab an, nach dem Ende des Studiums im Bereich Messewesen arbeiten zu wollen. Damit landet die Branche auf dem 22. (und drittletzten) Platz des Rankings – unterboten lediglich um Nuancen vom Versicherungswesen und der Telekommunikationsbranche. Grund für das schlechte Abschneiden des Messebereichs: Besonders die studentischen Erwartungen hinsichtlich Gehalt und Jobzufriedenheit fallen schlecht aus. Aber es gibt auch positive Anzeichen.

Die Datengrundlage hierzu bildet die Studie „Fachkraft 2020“, die seit 2012 in wissenschaftlicher Kooperation zwischen Studitemps und dem Department of Labour Economics der Maastricht University durchgeführt wird. Die vorliegenden Ergebnisse gehen auf die Märzerhebung des Jahres 2015 zurück.

Die Top-5-Arbeitgeber im Messewesen

In Deutschland gibt es im Bereich Messewesen eine Reihe von Unternehmen mit überregionaler Strahlkraft, allen voran die 1947 gegründete Deutsche Messe AG. Branchenintern genießt der Anbieter mit Sitz in Hannover bei Studierenden den besten Ruf, was ein Zuspruch von fast 23 Prozent verdeutlicht. Die Plätze zwei und drei belegen mit deutlichem Abstand die Hamburg Messe und die Koelnmesse mit 14,5 und 13,6 Prozent. Die Messe Frankfurt (11,0 %) und die Messe München (10,0 %) liegen nur knapp dahinter auf den Rängen vier und fünf. Die berufliche Beliebtheit weiterer Anbieter und Standorte kann der nachfolgenden Darstellung entnommen werden.

Beliebteste Arbeitgeber im Messewesen

Studierende befürchten: niedriges Einstiegsgehalt, geringe Jobzufriedenheit und anfängliche Arbeitslosigkeit

Neben Wirtschaftswissenschaftlern sind es vor allem Studierende der Sozial- und Geisteswissenschaften sowie der Sprach- und Kulturwissenschaften, die Interesse an einem Berufseinstieg im Messebereich zeigen – möglicherweise ein Indiz für die Offenheit der Branche gegenüber Quereinsteigern.

Die Erwartungen der Interessenten sind dabei jedoch eher zurückhaltend. Bei Gehaltswunsch (ca. 31.500 € brutto pro Jahr) und antizipierter Jobzufriedenheit landet die Branche auf dem letzten Platz des Rankings. Entscheidendes Argument für die Messebranche ist hingegen, dass viele Studierende (17 %) gleich nach dem Bachelor-Abschluss den Berufseinstieg anvisieren. Heißt: Die Branche scheint aus studentischer Sicht für einen schnellen Berufsstart geeignet zu sein, was dem Messewesen im Umkehrschluss eine überdurchschnittlich junge Bewerberschaft garantiert.

Der schnelle Berufseinstieg als starkes Argument

Interessant ist, dass sich auch die bei Studenten beliebteste Deutsche Messe AG nicht durch bessere Werte hervorzuheben weiß. Mit 30.810 Euro ist das erwartete Einstiegsgehalt innerhalb der Branche sogar unterdurchschnittlich, die erwartete Jobzufriedenheit mit 6,23 von maximal 10 Punkten ebenfalls. Auch der Optimismus bezüglich einer schnellen, möglichst unproblematischen Anstellung ist nicht sonderlich ausgeprägt. Allerdings wird der Anteil an Bachelorstudenten unter zukünftigen Bewerbern mit 21 Prozent überdurchschnittlich hoch sein. Klarer Pluspunkt für die Deutsche Messe AG.

Schnellcheck Messewesen
Persönlichkeitsmerkmale potenzieller Bewerber im Messebereich

Mit Blick auf die ebenfalls untersuchten Ausprägungen einzelner Persönlichkeitsmerkmale lassen sich für die Aspekte (1) Verträglichkeit, (2) Gewissenhaftigkeit, (3) Emotionale Stabilität sowie (4) Offenheit keine Auffälligkeiten nachweisen. Lediglich die überdurchschnittliche Ausprägung des Merkmals Extraversion springt ins Auge. Studierende mit dem Wunsch, später in der Messebranche zu arbeiten, sind demnach deutlich extrovertierter als andere. In dieser Kategorie verzeichnet keine weitere Branche einen derart hohen Wert.

Fazit von Studitemps: 

Das Messewesen ist – ganz im Sinne der Bologna-Reform – für junge Berufseinsteiger interessant, also gleich nach dem Bachelor-Abschluss. Sicherlich dienen die relativ kurzen akademischen Ausbildungszeiten und die Beliebtheit bei fachlichen Quereinsteigern (auch) als Erklärung für die sehr niedrigen Gehaltserwartungen und die erhöhte Sorge vor anfänglicher Arbeitslosigkeit.

Woher soll das Vertrauen auch kommen, wenn überdies selbst die in Studentenjobs erworbenen Branchenerfahrungen mit anteilig 23 Prozent lediglich mittelmäßig ausfallen? Unter dem Strich scheinen damit viele der befragten Studierenden nicht an eine zufriedenstellende Karriere im Bereich Messe zu glauben. Der Branche wäre somit nachdrücklich zu raten, bei angehenden Hochschulabsolventen Imagepflege zu betreiben. Die Bereitstellung spannender Studentenjobs kann hierzu als wichtiger Baustein dienen. Andernfalls drohen der Branche personelle Probleme.

Michael Scharsig
Über den/die Autor*in

Michael Scharsig

Mein Name ist Michael, ich habe früher für jobvalley gearbeitet und Artikel für das Jobmensa Magazin verfasst. 2013 habe ich mein JPR-Studium (Journalismus/Public Relations) abgeschlossen. Parallel dazu war ich rund zwei Jahre als Online-Fußballredakteur in NRW unterwegs und bin anschließend für drei Monate nach London gegangen. Dort lernte ich dann Marketing und Instagram näher kennen. In meiner letzten Station hatte ich als PR-Volontär mit Social Media und Blogger Relations zu tun. Privat bin ich außerdem Filmblogger und habe 2014 eine Rock-am-Ring-Facebook-Seite betreut, die sich dafür einsetzte, dass Festival in meine Heimat zu holen. Hat nicht geklappt, aber Spaß hat's gemacht.

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